Kleine Wunder um Mitternacht [Keigo Higashino] - Buch Review
Wer auf der Suche nach leichtherzigem Seelenbalsam ist, findet in "Kleine Wunder um Mitternacht" unterhaltsamen Eskapismus, der den Romantiker mit einem verträumten Lächeln zurücklässt, für den Zyniker dagegen wie eine gut gemeinte Lüge klingt.
Klappentext
Als sich drei Verbrecher nach ihrem letzten Raubüberfall in einem verlassenen Gemischtwarenladen verschanzen, fällt zu ihrer großen Überraschung ein Brief durch den Briefschlitz im Laden. Mit dieser scheinbar einfachen Bitte um einen Ratschlag begibt sich das Trio auf eine Entdeckungsreise, auf der sie im Laufe einer einzigen Nacht in die Rolle des gutherzigen ehemaligen Ladenbesitzers schlüpfen, der seine letzten Lebensjahre damit verbrachte, seinen Briefpartnern aufmerksame Ratschläge zu erteilen. Durch die Linse der Zeit teilen sie ihre Erkenntnisse mit den Ratsuchenden, und am Morgen wird keines ihrer Leben mehr so sein wie zuvor... (Quelle: goodreads.com)
Review
"Kleine Wunder um Mitternacht" spielt im modernen Japan und dreht sich um einen Gemischtwarenladen, bei dem Leute Ratschläge zu ihren Problemen bekommen. Die Geschichte handelt von Mitmenschlichkeit, Empathie und dem Einfluss von Entscheidungen auf das eigene Leben und das Leben anderer. Aus verschiedenen Erzählperspektiven werden die Lebenswege von mehreren Protagonisten nach und nach zu einem großen Gesamtbild verflochten. Die Stimmung ist zuträglich, inspirierend und emotional, mit einer Spur von Melancholie und Mysterium. Der Sprachstil ist einfach und modern gehalten, und die Struktur ist konventionell, sodass keine hohen literarischen Ansprüche gestellt werden. Thematisch ist der Roman zwar tiefsinniger als reine Unterhaltungsromane, aber insgesamt auch in dieser Hinsicht leicht bekömmlich. Obwohl auch sensible Themen behandelt werden, ist der Grad von expliziten Darstellungen mild, und die Geschichte eignet sich für ein breites Publikum, inklusive jüngerer oder empfindsamerer Leser.
✅Highlights
- vermittelt eine nachdenkliche Wohlfühl-Stimmung
- durchgängig gute Lesbarkeit
- alle Handlungsstränge sind gleichwertig interessant und fügen sich in ein größeres Ganzes ein
- emotional sehr ansprechend
- Einblicke in japanische Kultur und jüngere Geschichte
❌Schwächen
- naive "Common-Sense"-Moral
- teilweise unglaubwürdige Verstrickungen der Handlungsstränge
- geweckte Emotionen wirken eindimensional
- Charaktere sind nicht komplex genug, um erinnerungswürdig zu sein
- einfacher Stil wirkt stellenweise plump
- übernatürliche Elemente lassen Fragen offen
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